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Burgen, Schlösser und Ruinen

Burgruine Gleichen

99869 Drei Gleichen, Deutschland

Die Burg Gleichen wurde im Jahr 1034 in den Annalen des Klosters Reinhardsbrunn als „Gliche“ erstmals erwähnt. Der Name stammt vermutlich vom keltischen glich ab, was Felsen bedeutet. Von der ersten mittelalterlichen Befestigungsanlage, die am Ende des als Sachsenkrieg bezeichneten Aufstandes thüringischer und sächsischer Adeliger seit dem 14. August 1088 von einem Reichsheer belagert wurde, blieb nichts erhalten. Der Grundriss der Burg besitzt eine polygonale Form die der Form des Bergplateaus entspricht. Die erste Ringmauer der Burg wurde unter den Gebäuden des Schlossbaus in noch fragmentarisch vorhandenen Mauerzügen ergraben, sie umschloss demzufolge eine geringere Gesamtfläche. Bereits in der ersten Bauphase führte der Torweg auf der Nordseite in die Burg, im Spät-mittelalter verbesserte ein vorgelegter Palisadenzug, später ein Mauerzug mit Vortor, diesen am stärksten bedrohten Bereich der Anlage. Der so entstandene Torzwinger wurde durch einen vorgelagerten Graben und das Vortor mit Zug-brücke gesichert. Diese Sicherung wurde nach Baubefund erst um 1500 vorgenommen, um die Burg vor Überfällen zu schützen. Die Vergrößerung der Burgfläche konnte durch eine mit Stützpfeilern stabilisierte Ringmauer bewirkt werden, die an die Mauer angefügten Gebäude bilden die Grundform einer Ringmauerburg. Das ursprüngliche Tor blieb erhalten und wurde mit schräg angesetzte Mauerflanken verlängert. Die über dem Tor befindlichen Mauerpartien sollen zur Burgkapelle gehören. Nach dem Betreten des Burghofes erblickt man rechts die Ruine des zweigeschossigen, im Erdgeschoss mit kleinen romanischen Fenstern versehenen Wohngebäudes, das der Burgführer als Palas aus dem 12. Jahrhundert ausweist. Der deutlich erkennbare Wechsel im Mauerwerk des Obergeschosses erklärt sich durch den Großbrand des Jahres 1231, dem auch der Palas (mit hölzernen Zwischendecken und Dachstuhl) zum Opfer gefallen ist. Beim Neubau wurden offenbar neue Bedürfnisse der Bewohner berücksichtigt, es wurden weitere separate Zugänge über hölzerne Außentreppen zum Hofraum geschaffen, die durch die Türöffnungen und Konsolsteine noch erkennbar sind. Im östlichen Teil wurde dafür ein steinernes Podest angelegt, es überwölbt den hofseitigen Zugang in den Gewölbekeller. Links des Torhauses trifft man auf die Ruinen mehrerer Gebäude, die noch in der Spätphase der Burg von Bedeutung waren, sie dienten der Amtsverwaltung als Archivkeller, Küchen- und Lagerbereich sowie als Unterkünfte für die Wache und Bediensteten der Burg. Der Gebäudekomplex erhielt im 14. und 15. Jahrhundert seine Vollendung, als die gräfliche Familie die Burg zu meiden begann. Das markanteste Gebäude der Burg ist der quadratische, mit Bossenmauerwerk versehene Bergfried auf der Südostseite der Burg. Die Ruine besitzt eine Resthöhe von 18,85 m und weist drei Bauphasen auf, die wiederum im Mauerwerk gut erkennbar sind. Das mit bossierten Steinen, oder Buckelquadern ausgestattete Turm-fundament ist ein Gestaltungsmerkmal, beliebt bei Steinburgen der Stauferzeit. Als letzte Zufluchtsstätte konnte der Turm dem Burgherrn im Belagerungsfall eine gewisse Zeit schützen, daher wurden die Türme in hochmittelalterlichen Burgen oft mit Wohnräumen (Bohlenholzstuben) in den Obergeschossen versehen. Beim durch Blitzschlag ausgelösten Brand von 1231 ging diese von meterdicken Mauern geschützte Behausung selbst in Flammen auf. Beim Wiederaufbau des Turmes wurden die brandgeschädigten Mauerpartien bis dicht über das Burgplateau erneuert, hierbei fand ein gelbleuchtendes Dolomitgestein Verwendung. Um der zum Wachdienst eingeteilten Turmbesatzung etwas Bequemlichkeit zu verschaffen, besaß auch dieser Turm einen Aborterker auf der Außenseite. Der 1588 errichtete Schlossbau besitzt zwei Flügel. Er ist der jüngste und am besten erhaltene Teil der Gesamtanlage. Das mit Diamantquadern verzierte Portal auf der Hofseite trägt wieder über dem Schlussstein die zeitweise ausgebaute Wappentafel der Grafen von Gleichen. Die aus leicht verwitterbaren Travertingestein angefertigten Tür- und Fensterlaibungen sind bereits in Teilen verloren gegangen. Die vorhandenen Reste vermitteln ein deutliches Bild dieses Repräsentationsbauwerkes des Renaissancezeit.